St. Andreas Kirche Dietenhofen
Die erste urkundliche Erwähnung der Kirche stammt aus dem
15. Jahrhundert, es handelt sich hier um einen Hinweis
aus dem Testament des „Jörg von Leonrod”.
Unsere Kirche war über Jahrhunderte Grablege der Freiherren von Leonrod, sodass sich im Altarraum noch mehrere Grabinschriften, hölzerne Totenschilde und Epitaphien befinden, die an hier bestattete Angehörige dieses Geschlechtes erinnern.
Tatsächlich reicht die Geschichte der Kirche jedoch erheblich weiter zurück. Wenn man der Entstehungsgeschichte Dietenhofens Glauben schenken darf, soll im Jahr 1009 der damalige Kaiser Heinrich II. in unserem Gebiet gewesen sein. Dessen Frau, Kaiserin Kunigunda, soll in dieser Zeit unsere Kirche gestiftet und geweiht haben. Eine Abbildung der Kaiserin auf einem Flügelbild des sehenswerten Altars bestätigt diese Theorie. Auch die romanischen Bauteile, wie das West- und Südportal, belegen gleichermaßen, dass unsere Kirche wesentlich älter ist als ihre erste urkundliche Erwähnung.
Dies gilt natürlich nicht für alle Teile des Gotteshauses. So wurde 1468 der Kirchturm im gotischen Stil erbaut, dessen unterer Teil bis heute noch als Altarraum (Chorraum) verwendet wird. Durch seine, das Schiff deutlich überragende Größe (49 m) und die charakteristischen Scharwachttürmchen („Pfefferbüchsen“) ist er heute noch das Wahrzeichen des Ortes und prägt beeindruckend das Ortsbild.
1696 wurde die Kirche wegen des Zuzugs der Exulanten schnell zu klein. Es wurden daher die beiden Emporen eingezogen. Um das Gewicht das nun von innen auf die Außenwände drückt auszugleichen, wurden im Jahr darauf (1697) die fünf Stützpfeiler angebracht.
Die Kanzel wurde im Zuge einer Renovierung im Jahr 1858 an ihrem heutigen Platz angebracht.
1977 wurde eine gründliche Restaurierung des gesamten Gotteshauses durchgeführt, die die Schönheit dieser Kirche voll zur Geltung brachte.
Unsere Kirche ist generell nicht geöffnet.
Für Besichtigungen melden Sie sich bitte vorab im Pfarramt oder bei den Mesnern!
Die Reformation in Dietenhofen
Wie ganz Franken wurde auch Dietenhofen schon relativ früh zu einem Schwerpunkt der Reformation in Süddeutschland. Insbesondere die freien Reichsstädte, die Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach und Bayreuth (zu dem der überwiegende Teil unserer Kirchengemeinden gehörte), viele Grafschaften und große Teile der Ritterschaft im Mainfränkischen aber auch die Bevölkerung in den Hochstiften Würzburg und Bamberg griffen die Gedanken Luthers begierig auf und trugen sie weiter.
Auf allen Reichstagen in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts waren es vorwiegend die Vertreter der fränkischen Lande, die an der Reformation festhielten und ihr letztlich zum Durchbruch verhalfen. Noch vor Weihnachten 1517 übersetzte der Nürnberger Kaspar Nützel Luthers 95 Thesen ins Deutsche und trug so dazu bei, dass der beabsichtigte Theologiedisput auf sehr hohes Interesse im Volke traf. Wie ein Lauffeuer verbreiteten sie sich nun über ganz Deutschland. Martin Luthers Kritik an den Missständen der mittelalterlichen Kirchen fand große Resonanz, auch bei der nicht des Lesens und Schreibens kundigen Unterschicht.
(Lutherbild*)
Die Pfarrei Dietenhofen gehörte zum damaligen Zeitpunkt dem Bistum Würzburg an und die überwiegend katholischen Familien der Freiherren von Leonrod übten das Patronatsrecht auf dem Gebiet unserer heutigen Kirchengemeinden aus.
Um so erstaunlicher, dass in Dietenhofen bereits im Jahr 1524 durch den Pfarrer Kaspar Brechtel und seinen Diakon Lorenz Hiller evangelisch gepredigt wurde und somit eine der ersten Gemeinden in der Gegend war, die sich zum Luthertum bekannte.
Von Pfarrer Brechtel nimmt man an, dass er sein Amt in Dietenhofen von 1519 – 1541 ausübte. Man geht davon aus, dass er aus Isalsburg an der Brenz, heutiges Baden-Württemberg, stammte. Nach seinem Wirken in Dietenhofen wurde Brechtel nach Rothenburg o. d. Tauber berufen.
Die „Brechtelstraße“ und die „Hillerstraße“ in Dietenhofen erinnern noch heute an die beiden ersten Prediger des evangelischen Glaubens in unserer Gemeinde.
(*Lutherbild in der St. Andreaskirche - gestiftet von der französichen Partnergemeinde Flavignac im Limousin gerahmt von Pfr.i.R. Wolfgang Remshard)